Digitale Edition

Weißbuch

MUSIL ONLINE – interdiskursiver Kommentar TEI Download

Artur R. Boelderl

Das Projekt sondiert Möglichkeiten zur Einbettung eines interdiskursiven Kommentars ins Internetportal MUSIL ONLINE auf der Basis von XML/TEI. Dazu werden sowohl die Strukturen eines solchen Kommentars konzipiert als auch Modellkommentare erarbeitet und die Umsetzung an ausgewählten Texten aus dem umfangreichen Werk Musils erprobt. Die so gewonnenen Erkenntnisse werden in der Folge auf das gesamte Portal ausgedehnt und die Online-Kommentierung vorbereitet.

Mit diesem doppelten Ziel – einerseits generell eine interdiskursive Kommentarstruktur zu entwickeln und andererseits dieser Struktur entsprechende Modellkommentare zu den Werken Musils zu bieten – verfolgt das Projekt nicht nur das große Desiderat der gegenwärtigen Musil-Forschung, sondern auch ein brennendes Desiderat der Editionswissenschaft, die im Bereich der Kommentarkonzeption Orientierung sucht. Das Werk Robert Musils bietet dafür den perfekten Lackmustest. Seine Schriften gelten als eine der wichtigsten literarischen Interpretationen der europäischen Gesellschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der verschiedenen Prozesse ihres Fortschritts, ihrer Krise und ihres Niedergangs. Als Teil des immateriellen Kulturerbes in Österreich und damit auch des kollektiven globalen Gedächtnisses wird es auf MUSIL ONLINE offen zugänglich gemacht.

Dieser Rahmen erfordert eine kohärente Kommentierung, die den vielfältigen Bedeutungsebenen des Werkes Aufmerksamkeit zollt und diese in einen Dialog miteinander bringt, indem er ihre jeweiligen wissenschaftlichen, philosophischen, kulturellen und politischen Hintergründe aufzeigt. Dazu bedarf es einer neuen Form des interdiskursiven Kommentars in einer auf Interaktivität angelegten, dynamischen digitalen Umgebung, so dass die Benutzerinnen und Benutzer ihren je individuellen Zugang zu Musil finden können, indem sie die verschiedenen Aspekte der Intertextualität des Werks online nach ihrem Erkenntnisinteresse abrufen können. Deshalb werden zunächst die vorhandenen Anmerkungen und Kommentare zu Musils verschiedenen Schriften, ihr einschlägiger Beitrag zum Verständnis der Absichten des Autors und seiner Rolle im Kontext seiner Zeit untersucht. Daneben wird die textgenetisch-biographisch orientierte Kommentarstruktur der Klagenfurter Ausgabe der Werke Musils (2009) digitalisiert und in Form eines Textgenetischen Dossiers (TGD) in die Online-Präsentation eingebettet. Gleichzeitig wird der Charakter eines Kommentars zu Musil von Grund auf neu und unter Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten einer Online-Präsentation entwickelt: So entsteht auf der konzeptuellen Grundlage der von Dieter Henrich et al. entwickelten Konstellationsforschung, als Verfahren angepasst an die spezifischen Anforderungen eines literarischen Textkorpus und einer so vielschichtigen und komplexen Epoche wie der sog. Musil-Zeit zwischen 1900 und 1940, in formaler Analogie zum TGD ein Interdiskursives Dossier (IDD).

Das IDD bildet die Grundlage des Bereichs Verstehen (= interdiskursiver Kommentar) und stellt ein Scharnier zwischen den Bereichen Lesen (= Text) und Schauen (= Dokument) dar, fungiert aber zugleich als Einstieg sui generis in das Onlineportal. Erreicht wird diese Funktionalität durch die Auszeichnung nach XML/TEI von aus der Referenzliteratur (in den zunächst zeitlichen, damit aber indirekt auch thematisch verschiedenen Perspektiven bei Musil, die den Diskursraum des Autors umfasst und dessen Referenztexte erschließt, sowie über Musil, die den Diskurshorizont der Forschungsliteratur abbildet) gewonnenen Elementen als Termini (terms) mit unterschiedlicher Gewichtung (term types, z. B. catchword, subject, discipline, discourse). So erwächst ein stets textbasiertes Bezugsgeflecht, das sich nutzerspezifisch verschiedenen Bedürfnissen intuitiv anpasst.

Literatur:

  • Boelderl, Artur R. 2018. „Vom Livre irréalisé zum Texte hyperréalisé? Ein Abriss der Fragestellungen, Problemfelder und Lösungsansätze im Zusammenhang mit der Entwicklung von Kommentarstrukturen und Modellkommentaren für eine interaktive Kommentierung der Schriften Robert Musils im Internetportal MUSIL ONLINE“. Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften. Sonderband 2: Digitale Metamorphose: Digital Humanities und Editionswissenschaft. Hrsg. Kamzelak, Roland S., und Steyer, Timo. http://www.zfdg.de/sb002_010.
  • Fanta, Walter, und Boelderl, Artur R. 2019. „MUSIL ONLINE – Vorüberlegungen zur Kommentierung“. In Kommentieren und Erläutern im digitalen Kontext. Hrsg. Lukas, Wolfgang, und Richter, Elke. Berlin-Boston: de Gruyter (= Beihefte zu editio, Bd. 41).
  • Fanta, Walter. 2019. „Musil online total“. In Forschungsdesign 4.0. Hrsg. Klingner, Jens, u. a. Open-Access-Publikation des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde Dresden, 149-179. Dresden: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde. DOI: 10.25366/2019.04.
  • Konstellationsforschung [Q7F8CSXT]

Informationen:

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Anke Bosse (Projektleitung), Artur R. Boelderl, Walter Fanta, Franziska Mader

Institutionen: Universität Klagenfurt – Robert-Musil-Institut für Literaturforschung, Kärntner Literaturarchiv (– RMI/KLA), Österreichische Nationalbibliothek

Fördergeber: FWF (P 30028-G24)

Website: musilonline.at

Zitiervorschlag:

Boelderl, Artur R. 2021. MUSIL ONLINE – interdiskursiver Kommentar. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.235. PID: o:konde.p13

Metadata:

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