Digitale Edition

Weißbuch

Graphentechnologien TEI Download PDF Download

Kuczera, Andreas; andreas.kuczera@mni.thm.de

Graphdatenbanken dienen zur Abbildung und Speicherung stark vernetzter Informationen. Dabei besteht ein Graph aus Knoten und Kanten, die die Verbindungen zwischen den Knoten darstellen. Die bekanntesten Konzepte für Graphdatenbanken sind das Resource Description Framework (RDF) und der Labeled-Property-Graph (LPG).

Graphentechnologien spielen eine wichtige Rolle in den digitalen Editionswissenschaften. Durch die Verwendung von Graphdatenbanken und anderen Graphentechnologien können komplexe Beziehungen und Zusammenhänge zwischen verschiedenen Elementen in Texten, Dokumenten oder anderen kulturellen Artefakten effektiv erfasst und analysiert werden.

Im Bereich der Digitalen Editionen bieten Graphen eine flexible Darstellung und Verwaltung von Informationen, insbesondere in Fällen, in denen Texte oder Dokumente reichhaltige interne Beziehungen aufweisen. Beispielsweise können Graphen direkt zur Modellierung von Text, auch in verschiedenen Versionen, verwendet und mit zugehörigen Quellenverweisen, Kommentaren, Annotationen, Personen, Orten oder anderen wichtigen Elementen genutzt werden.

Die damit entstehenden komplexen Netzwerke von Informationen können mit Graphen visualisiert, durchsucht und analysiert werden. Dies erleichtert die Untersuchung von Beziehungen und Zusammenhängen zwischen verschiedenen Informationsebenen digitaler Editionen und ermöglicht so eine tiefere und umfassendere Erforschung von Texten und den erschließenden Informationen. Darüber hinaus ermöglichen graphbasierte Ansätze auch die Integration und Verknüpfung mit externen Quellen wie z. B. Wikidata (Wikidata), der GND oder anderen Normdaten.

Darüber hinaus arbeiten erste Projekte daran, auf Grundlage der von Neill/Kuczera vorgestellten Standoff-Properties, den edierten Text selbst in RDF- bzw. LPG-Graphen zu modellieren. Damit würde die digitale Editionstechnik die Eindimensionalität von Plain-Text verlassen und sowohl edierte als auch erschließende und kommentierende Texte in der Multidimensionalität des Graphen vernetzen.

Insgesamt bieten Graphentechnologien den digitalen Editionswissenschaften mit ihren hochvernetzten Forschungsdaten Werkzeuge zur Erfassung, Organisation, Visualisierung und Analyse von komplexen Informationen.

Graphentechnologien werden z. B. schon im Projekt zu den Sozinianischen Briefwechseln (LI0291), in der digitalen Edition des Liber Epistolarum der Hildegard von Bingen (LI0290) und in der Semper Edition (LI0292) eingesetzt.

Im DHd-Verband arbeitet die AG “Graphen und Netzwerke” an diesem Thema.

Literatur:

  • Kuczera, Andreas. 2022. TEI Beyond XML -Digital Scholarly Editions as Provenance Knowledge Graphs . In: Graph Technologies in the Humanities - Proceedings 2020 CEUR Workshop Proceedings. Hrsg. von Tara Andrews, Franziska Diehr, Thomas Efer, Andreas Kuczera und Joris van Zundert, S. 101-123.
  • Kuczera, Andreas. Graphentechnologien in den digitalen Geisteswissenschaften. Modellierung – Import – Analyse . URL: https://kuczera.github.io/Graphentechnologien/
  • Kuczera, Andreas. 2017. Graphentechnologien in den Digitalen Geisteswissenschaften. . In: Zeitschrift für Automation, Bau und Technik im Archiv-, Bibliotheks- und Informationswesen 37, S. 179–196.
  • Neill, Iian; Kuczera, Andreas. 2019. The Codex – an Atlas of Relations. In: Die Modellierung des Zweifels – Schlüsselideen und -konzepte zur graphbasierten Modellierung von Unsicherheiten. [Ausgewählte Beiträge der Tagung 19.-20.01.2018 an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur] . Hrsg. von Andreas Kuczera, Thorsten Wübbena und Thomas Kollatz.

Zitiervorschlag:

Kuczera, Andreas 2024. Graphentechnologien. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Selina Galka und Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Susanne Höfer im Projekt "Enlarging 'Weißbuch Digitale Edition'". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.270. PID: o:konde.270

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