Bleier, Roman; roman.bleier@uni-graz.at / Schiller-Stoff, Sebastian David; sebastian.stoff@uni-graz.at
Bei der Umsetzung von Digitalen Editionen werden verschiedene Technologien verwendet, man denke etwa an relationale Datenbanken oder auch an Graphentechnologien, als Datenstandard hat sich jedoch grundsätzlich TEI/XML etabliert. Für die Publikation von TEI-basierten Editionen haben sich unterschiedliche Publikationsstrategien entwickelt (wobei wir uns in diesem Kurzbeitrag auf webbasierte Lösungen konzentrieren und CD-ROM-Editionen nicht berücksichtigen). Wir unterscheiden grob drei größere Gruppen von Lösungsansätzen, wobei wir die Nutzerperspektive versuchen zu berücksichtigen: 1) Statische Auslieferung von Dateien, 2) Verwendung standardisierter Publikationsplattformen, 3) Verwendung von bestehenden (DH-) Infrastrukturen.
1) Als "einfache Auslieferung von Dateien” verstehen wir das Versenden von Dateien mit Hilfe eines Webservers an einen Client. XML kann in unterschiedlichste Zielformate transformiert werden und das trifft natürlich auch für TEI/XML zu. Die Transformation eines Ausgangs TEI/XML nach XHTML und das Ablegen dieser XHTML-Dateien auf einem Server als statische Website ist eine der einfachsten und ältesten Publikationslösungen für Digitale Editionen. Eine andere Möglichkeit ist, die Auslieferung von TEI/XML mitsamt dem Regelwerk zur Ableitung der Webpräsentation an den Webbrowser zu übergeben. Die gängigen Browser (Safari, Chrome, Firefox, Opera und Internet Explorer) unterstützen XSLT-Transformationen. Durch die Angabe einer Verarbeitungsanweisung (Processing Instruction) kann dem Browser direkt im XML mitgeteilt werden, wo das Regelwerk (z. B. XSLT Dokument) für die Transformation liegt:
<?xml-stylesheet href="../src/vmachine.xsl" type="text/xsl" ?>
In der TEI-Community wurden einige Tools entwickelt, die diese Publikationslösung für Editionen nutzen. Die Lösungen funktionieren aber üblicherweise nur für ein spezifisches Subset des TEI-Standards und projektspezifische Anpassung kann notwendig sein. Ein Beispiel ist die TEI Boilerplate (https://dcl.ils.indiana.edu/teibp/), ein anderes Beispiel die Versioning Machine (http://v-machine.org/). Die Verarbeitung von XSLT direkt im Browser hat sich jedoch kaum durchgesetzt und wird von Browsern auch nur in Version 1.0 unterstützt (https://caniuse.com/?search=xslt).
Innerhalb der TEI-Community gibt es auch Überlegungen, TEI/XML mit Javascript clientseitig zu verarbeiten und so die gewünschte Webpräsentation zu erzeugen. Beispiele hierfür sind die Bibliothek CETEIcean (https://github.com/TEIC/CETEIcean) oder EVT Viewer 2.0 (https://github.com/evt-project/evt-viewer). Für diese Publikationsstrategie bietet GitHub Pages die Möglichkeit eines einfachen und kostenfreien Hostings.
2) Mit der Verbreitung von generischen Publikationsplattformen wie Content Management Systeme (CMS), die für spezifische Bedürfnisse angepasst werden können, wurden diese Anwendungen immer häufiger auch für Digitale Editionen verwendet. Für im gewerblichen Sektor weiter verbreitete CMS-Systeme wie Wordpress und Drupal wurden Plugins für die Darstellung von TEI/XML geschrieben und die Systeme für editionsspezifische Bedürfnisse angepasst. Mit Omeka (https://omeka.org/) entstand ein CMS, das in der Digital Humanities Community entstanden ist, aber primär für digitale Sammlungen gedacht war, indes auch für digitale Editionen genutzt wird (z. B. in Kombination mit TEI-Boilerplate). Projekte wie eXist-DB haben im letzten Jahrzehnt die Nutzung von XML-Datenbanken als Publikationsplattformen leichter gemacht und zunehmend sind für die Publikation von XML/TEI nicht mehr XSLT-Kenntnisse notwendig, sondern Kenntnisse der Abfragesprache XQuery. Die eXist-Applikation TEI Publisher bietet beispielsweise eine einfache Möglichkeit, TEI-Dokumente zu veröffentlichen.
3) Neben der zuvor erwähnten Verwendung standardisierter Publikationsplattformen besteht die Möglichkeit, eine Digitale Edition mit bestehenden Infrastrukturen umzusetzen. Je nach Ausrichtung der genutzten Infrastruktur bieten diese spezifische Umsetzungswege und -weisen für Digitale Editionen an. Hierzu gehören in Österreich beispielsweise das GAMS und das ARCHE. International haben zum Beispiel die Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel oder auch das King’s College London eine erfolgreiche Infrastrukturlösung und realisieren mit Kolleginnen und Kollegen Editionsprojekte (Smithies; Sichani; Mellen 2019).
Literatur:
- Bleeker, Elli; Dekker, Ronald Haentjens; Buitendijk, Bram. 2021. Texts as Hypergraphs: An Intuitive Representation of Interpretations of Text. In: Journal of the Text Encoding Initiative, S. 1-43.
- Delpratt, O'Neil; Kay, Michael. 2013. Balisage Paper: Interactive XSLT in the browser. In: Proceedings of Balisage: The Markup Conference 2013 The Markup Conference 2013 10. Balisage.
- Di Pietro, Chiara; Del Turco, Roberto Rosselli. 2018. Between Innovation and Conservation: The Narrow Path of User Interface Design for Digital Scholarly Editions. In: Digital Scholarly Editions as Interfaces. Hrsg. von Roman Bleier, Martina Bürgermeister, Helmut W. Klug, Frederike Neuber und Gerlinde Schneider. Norderstedt, S. 133-163.
- Franzini, Greta; Terras, Melissa; Mahony, Simon. 2016. 9. A Catalogue of Digital Editions. In: Digital Scholarly Editing: Theories and Practices. Hrsg. von Matthew James Driscoll und Elena Pierazzo. Cambridge, UK, S. 161-182.
- Glauch, Sonja. 2022. Welche Lebenserwartung haben digitale Editionen. In: Beiträge zur mediävistischen Erzählforschung, S. 65-75.
- Smithies, James; Westling, Carina; Sichani, Anna-Maria; Mellen, Pam; Ciula, Arianna. 2019. Managing 100 Digital Humanities Projects: Digital Scholarship & Archiving in King’s Digital Lab. In: Digital Humanities Quarterly 13, S. 1-16.
- Walsh, Norman. 2020. XSLT 3.0 on ordinary prose. In: Proceedings of Balisage: The Markup Conference 2020 Balisage: The Markup Conference 25. Washington, DC; USA, S. online.