Andrews, Tara; tara.andrews@univie.ac.at
Unter Kollation versteht man den Vergleich unterschiedlicher Versionen (oder Formen) eines Textes. Die Kollation stellt einen der zentralen Arbeitsschritte bei der Edition eines Textes dar, welcher in mehreren voneinander abweichenden Überlieferungen vorliegt. Man kann Kollation freilich auch als Objekt auffassen; dann handelt es sich um ein Dokument, das die Ergebnisse eines solchen Vergleiches enthält.
Eine Kollation kann verschiedene Ausprägungen annehmen: Unter nicht-digitalen Formen können etwa Marginalnotizen am Rand einer gedruckten Textseite subsumiert werden, ebenso kann eine synoptische Tabellenform gestaltet sein, in welcher jeder Textzeuge eine Spalte einnimmt und die Zeilen so aufeinander abgestimmt sind, dass die Lesarten der verschiedenen Versionen miteinander korrespondieren.
Im digitalen Bereich kann solch eine Form einer Kollation leicht mithilfe eines Tabellen-Programms erzeugt und dann beispielsweise als HTML-Tabelle auf einer Webseite veröffentlicht werden. Freilich existieren auch andere, ausschließlich digitale Formate. Die Richtlinien der TEI nennen drei verschiedene Arten, eine Kollation in einem TEI-kompatiblen XML-Format auszudrücken (Kap. 12.2):
- Location-referenced Method (empfohlen für die Retrodigitalisierung)
- Double end-point attachment method (orientiert sich an einem Grundtext, kann mit überlappenden Strukturen umgehen)
- Parallel segmentation method (benötigt keinen Grundtext, kann nicht mit überlappenden Strukturen umgehen)
Eine weitere, zunehmend beliebte Form ist jene des variant graph (oder collation graph), der keinen Grundtext benötigt und mit überlappenden Strukturen umgehen kann. Dieser kann zwar in mehreren Datenformaten gespeichert werden, bedarf aber in der Regel einer Spezialsoftware wie TRAViz oder Stemmaweb.
Während die Kollation traditionell durch Forscherinnen und Forscher manuell vorgenommen wird, existieren nun auch einige Software-Programme, durch welche die Arbeit automatisiert oder wenigstens erleichtert wird. Die heute meist genutzten Programme sind TUSTEP (siehe auch sein XML-kompatibler Nachfolger TXSTEP), CollateX und JuXta. Jedes dieser Programme erlaubt den Export der Kollationsdaten in eines oder mehrere der oben genannten Formate.
Literatur:
- Andrews, Tara. 2017. What We Talk About When We Talk About Collation. In: Advances in Digital Scholarly Editing. Hrsg. von Peter Boot, Anna Cappellotto, Wout Dillen, Franz Fischer und Kelly Aodhán. Leiden, S. 231–234.
- Nury, Elisa. Collation. URL: https://lexiconse.uantwerpen.be/index.php/lexicon/transcription/
- TEI Consortium. P5: Guidelines for Electronic Text Encoding and Interchange. Ch. 12 Critical Apparatus. URL: https://www.tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/en/html/TC.html